Seminare sind online möglich!
Wegen Corona haben wir in den letzten beiden Jahren Seminare von Präsenz auf Online umgestellt und durchgeführt. Es ist möglich, anspruchsvoll und herausfordernd. Aber machbar (vor allem mit Video-Funktionen und interaktiven Tools), nützlich und zielführend. Online ist zur Zeit eben das Mittel zum Zweck, um Inhalte und Methoden zu vermitteln.
Lessons learned:
1. Dramaturgie und Didaktik müssen angepasst werden.
Online ist eine andere Welt. Menschen sind soziale Wesen. Im Seminarraum können wir alle unsere Sinne einsetzen, um andere Menschen zu fühlen. Online ist das schwieriger. Daher versuchen wir, "andere" Sinne anzusprechen. Zum Beispiel der unbewusste oder bewusste Wunsch nach Abwechslung, überraschenden Aufgaben, Spielen und Pausen, Spannung und vor allem Interaktion. Nichts ist schlimmer als 8 Stunden Online-Frontal-Unterricht. Das funktioniert nicht gut.
Bei Zoom z.B. lassen sich "Breakout-Rooms" nutzen, um für Abwechslung und veränderte menschliche Interaktionen zu sorgen. Per Zufall oder geplant können die Teilnehmer in andere virtuelle Räume geschickt werden und an Aufgaben arbeiten. Für Gruppenaufgaben ist das sehr nützlich und abwechslungsreich.
2. "Non multa sed multum": Nicht die Quantität, sondern die Qualität zählt.
In der Lehre ist nicht die Dauer der Zeit ausschlaggebend, die wir miteinander verbringen, sondern die Qualität der gemeinsam verbrachten Zeit. Es bringt nichts, die Menschen zu langweilen. Online (vor allem ohne Video und damit ohne Mimik- und Gestik-Interaktionen) lassen sich die Menschen leichter ablenken und sind mit einem Griff z.B. in ihrer Smartphone-Welt und damit raus aus dem Seminar. Die Konzentration ist vermindert.
Wir fragen oft nach dem Seminar: "Habt Ihr auch die Zeit vergessen?" - falls "Ja" war es eine gute Zeit, die wir miteinander verbracht haben.
3. Die Folge: Kürze das Seminar!
Nach unseren Erfahrungen reicht es, wenn ein Seminartag maximal 5 - 6 Stunden seminaristische Lehrzeit umfasst. In der Präsenz sind es manchmal bis zu 8 Stunden. Wir bauen sehr viele unterschiedlich lange Pausen ein.
Es bringt nichts, 1,5 Stunden Unterricht zu machen und dann 15 Minuten Pause wie in der Schule oder an der Uni. Die Aufmerksamkeitsspanne wird durch den Online-Unterricht beeinträchtigt. Es ist einfach zu anstrengend, so lange auf einen Bildschirm zu schauen.
4. Pre-Check: Ton, Video und Internetverbindung und dann gemeinsamer Check am Anfang.
Es ist wie bei einer Gala-Veranstaltung. Ton, Licht, Bild, Internetverbindung, Abläufe, Pausen, Interaktionen müssen vor dem Seminar geplant und getestet werden. Die Teilnehmer dürfen erwarten, dass die Logistik steht. Niemand geht in ein Theater und wartet erst einmal, bis das Licht und die Mikros eingeschaltet worden sind oder ob der Raum warm genug ist.
Sobald alle im virtuellen Raum sind sollte es ein kurzes gemeinsames Check Up geben. Ton, Bild, Licht passen? Gut. Los geht's. Langweilen wir die Teilnehmer nicht. Das haben sie nicht verdient.
5. Spass haben!
Wir sind noch nicht durch Corona durch. Menschen haben Angst um ihre Gesundheit, um ihre Familien, um ihre Arbeitsplätze, um ihr Geld. Das Sicherheitsbedürfnis ist unser höchstes Motiv. In der Lehre geht es um die Vermittlung von Methoden und Wissen, um die Weiterentwicklung der Menschen. Es geht aber nicht um die o.g. Aspekte. Bildung ist sehr wichtig, aber auf unserer Bedürfnispyramide zur Zeit nicht an oberster Stelle.
Wir versuchen also, trotz aller Widrigkeiten, vielleicht auch eine lustige Zeit während eines Seminars zu haben.
Denn "Lachen schmiert das Gehirn"!
Comments